Herr Prof. Dr. med. Hermann Vogel und Frau PD’in Dr. med. Annette Thierauf
Hermann Vogel wurde am 1.7.1942 in Hamburg geboren. Er hat dort die Gelehrtenschule des Johanneums, die älteste und traditionsreichste höhere Schule der Hansestadt, besucht. Nach dem Abitur studierte er in Hamburg, Montpellier und Heidelberg Medizin. Seit 1972 ist er Facharzt für Radiologie. Im selben Jahr habilitierte er sich an der Universität Hamburg. 1973 wurde er stellvertretender Direktor der Radiologischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 1978 folgte die Ernennung zum Professor. Danach wechselte er an die Röntgenabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Ochsenzoll und 1998 an die Röntgenabteilung des Krankenhauses Hamburg-St. Georg. Seit 2008 leitet er die Forensische Radiologie im Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Das wissenschaftliche Werk umfasst etwa 300 Publikationen, die nicht nur in radiologischen, sondern auch in rechtsmedizinischen Journalen erschienen sind. Prof. Vogel hat Beiträge in vielen Sprachen verfasst: In seinem Schriftenverzeichnis finden sich neben deutschen und englischen Artikeln auch solche in Französisch, Spanisch, Japanisch und Arabisch. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, von denen hier nur eine kleine Auswahl genannt werden kann: „Strahlendosis und Strahlenrisiko in der bildgebenden Diagnostik“, „Tropen-Radiologie“, „Gewalt im Röntgenbild“ sowie ein gemeinsam mit Gil Brogdan und John McDowell herausgegebenes, von der British Medical Association ausgezeichnetes Standardwerk mit dem Titel „A Radiologic Atlas of Abuse, Torture, Terrorism, and Inflicted Trauma“.
Herr Prof. Vogel ist der Rechtsmedizin seit vielen Jahren eng verbunden. Das gilt einerseits für die forensische Radiologie am Hamburger Institut, andererseits für seine Vortragstätigkeit bei rechtsmedizinischen Veranstaltungen. So war er bei der 91. Jahrestagung der DGRM mit vier Präsentationen vertreten. Herr Prof. Vogel schlägt erfolgreich Brücken zwischen prä- und postmortaler Bildgebung, indem er seine jahrzehntelangen Erfahrungen als klinischer Radiologe einbringt und in enger Zusammenarbeit mit den Obduzenten für die rechtsmedizinische Diagnostik nutzbar macht.
Die Wahl von Herrn Prof. Vogel signalisiert auch die gewachsene Bedeutung der modernen Bildgebung innerhalb der Rechtsmedizin. Schon im Jahr 2005 hat die DGRM ihren Wissenschaftspreis einem Repräsentanten dieser Forschungsrichtung, nämlich Herrn Prof. Thali, zuerkannt. 7 Jahre später ehrte nun die Konrad-Händel-Stiftung die Leistungen von Herrn Prof. Vogel, der nach seiner Pensionierung seine ganze Kraft der forensischen Radiologie gewidmet hat. Sein Kurzvortrag nach der Preisverleihung stand unter dem Titel: „Bildgebende Diagnostik in der Rechtsmedizin – heute und morgen“.
Annette Thierauf wurde am 19.11.1977 in Erlangen geboren. In dieser Stadt besuchte sie das altehrwürdige Fridericianum, ein humanistisches Gymnasium. Nach dem Abitur studierte sie in Freiburg Medizin. In dieser Zeit famulierte sie u. a. am Wiener Institut für Gerichtliche Medizin, im australischen Adelaide, an der National University of Ireland und auf der Insel Jersey. Das Praktische Jahr absolvierte sie am Städtischen Klinikum Karlsruhe. In den Jahren 2000–2002 arbeitete sie am Freiburger Institut für Rechtsmedizin an ihrer Dissertation, die von Prof. Dr. Wolfgang Weinmann betreut wurde. Das Thema lautete: „Der Alkoholkonsummarker Ethylglucuronid in Urin und Serum“.
Von 2004–2006 war Frau Dr. Thierauf als Weiterbildungsassistentin am Bonner Institut für Rechtsmedizin tätig und 2007 am Institut für Pathologie der TU Dresden.
Anschließend kehrte sie nach Freiburg zurück. Die Weiterbildung zur Ärztin für Rechtsmedizin wurde im März 2010 abgeschlossen. Im Juli 2011 habilitierte sich Frau Thierauf für Rechtsmedizin, und zwar mit einer kumulativen Schrift über die forensische Relevanz von Alkoholkonsummarkern. Seit Oktober 2011 hat sie die Funktion einer Oberärztin inne.
Trotz des Forschungsschwerpunktes im Bereich der forensischen Alkohologie ist das Spektrum der wissenschaftlichen Arbeiten beachtlich breit. Es reicht von der Forensischen Pathologie über die Medizinische Kriminalistik und Wundballistik bis zur Forensischen Toxikologie. Das Schriftenverzeichnis umfasst derzeit 52 Publikationen; 2/3 dieser Veröffentlichungen wurden von Frau Thierauf als Erst- oder Letztautorin verfasst. Neben zahlreichen Originalarbeiten in allen angesehenen Journalen des Faches sind auch zwei CME-Artikel und mehrere Buchbeiträge in englischsprachigen Übersichtswerken vertreten.
Im Augustheft der Zeitschrift „Rechtsmedizin“ berichtete Frau Thierauf über eine Studie mit 78 Probanden, deren Blutalkoholkonzentration nach forciertem Konsum von alkoholfreiem Bier bestimmt wurde (Rechtsmedizin 22: 244-247, 2012). Das mediale Echo auf diese Publikation war beachtlich. Auch in der Deutschen Ärztezeitung wurden die Ergebnisse ausführlich dargestellt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die nach § 24c StVG mit einem strikten Alkoholverbot belegten Fahranfänger beim Konsum alkoholfreien Bieres mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müssen.
Frau PD’in Thierauf ist auch bei der Einwerbung von Drittmitteln sehr aktiv. Der von ihr koordinierte Antrag zur Einrichtung eines standortübergreifenden Kompetenzzentrums Rechtsmedizin hat sich innerhalb der Medizinischen Fakultät gegen starke Konkurrenz durchgesetzt. Die Gesamtsumme für die beantragten Projektmittel beläuft sich auf fast 400.000 Euro.
Nach der Überreichung der Urkunde durch die Vorstandsvorsitzende der Konrad-Händel-Stiftung, Frau Dir’inAG Margarete Basler, hielt Frau PD’in Thierauf einen Kurzvortrag mit dem Titel „Zur forensischen Relevanz des Alkoholkonsummarkers Ethylglucuronid“. Die DGRM gratuliert den Preisträgern und wünscht Ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit.
Frau Dr. rer. nat. Heike Gnann
Den Abschluss der Eröffnungssitzung der 91. Jahrestagung bildete traditionsgemäß die Verleihung des Promotionspreises der DGRM. Das Preiskomitee hat sich in diesem Jahr einhellig für Frau Dr. rer. nat. Heike Gnann (Kaiseraugst) entschieden.
Heike Gnann wurde am 16.02.1982 im niedersächsischen Winsen geboren. Sie besuchte in Lüneburg das Gymnasium Oedeme. Nach dem Abitur begann sie zunächst in Marburg Chemie zu studieren, wechselte aber nach einem Jahr in die Pharmazie. Die erste Hälfte des Praktischen Jahres verbrachte sie im Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die zweite Hälfte in einer Hamburger Apotheke.
Im April 2008 kam Frau Gnann zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in das Toxikologische Labor des Freiburger Instituts für Rechtsmedizin. Im Januar 2009 hat sie unter der Anleitung von Herrn Prof. Dr. Wolfgang Weinmann ihre Doktorarbeit in Angriff genommen und diese knapp drei Jahre später mit der Promotion abgeschlossen. Von Seiten der Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften hat Herr Prof. Dr. Rolf Schubert die Arbeit begleitet. Das Thema ihrer mit „magna cum laude“ benoteten Dissertation lautet: „Phosphatidylethanol – ein Alkoholkonsummarker auf dem Weg in die klinisch-forensische Routinediagnostik“. Die Promotion erfolgte am 19.12.2011.
Die Ergebnisse ihrer Dissertation und weiterer Forschungsprojekte hat Frau Gnann in 12 englischsprachigen Artikeln publiziert; bei 5 dieser Veröffentlichungen war sie Erst- oder Letztautorin. Die Beiträge sind durchweg in angesehenen Journalen der Rechtsmedizin, der Alkohologie und der analytischen Chemie erschienen. Seit wenigen Monaten arbeitet Frau Dr. Gnann beim Pharmakonzern Hoffmann-La Roche in Kaiseraugst am Hochrhein.
Die DGRM gratuliert Frau Dr. Gnann zum Promotionspreis 2012 und wünscht ihr für den weiteren beruflichen Weg viel Erfolg.