DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR RECHTSMEDIZIN

Institut für Rechtsmedizin Erlangen

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Direktor: Prof. Dr. Peter Betz

Aktuelles aus dem Institut Erlangen

Nachruf auf Frau Prof. Geldmacher von Mallinckrodt

Mit der Vergabe einer Doktorarbeit über Giftpflanzen in der Umgebung von Erlanger Kinderspielplätzen hat die 1923 in Potsdam geborene Professorin Marika Geldmacher von Mallinckrodt sowohl ihr weitgespanntes wissenschaftliches Arbeitsgebiet als auch ihr gesellschaftliches Engagement sozusagen en miniature beispielhaft charakterisiert. Wissenschaftlich verfügte sie nach einem jeweils abgeschlossenen Studium der Chemie (Dr. rer. nat.) und danach der Medizin (Dr. med.) über die besten Voraussetzungen für die Erforschung von Giften (Toxikologie) und deren Analyse. Sie verfolgte damit nicht nur rechtsmedizinische und kriminalistische Zwecke, sondern sie konnte mit ihrem Wissen auch die Behandlung von Vergifteten unterstützen. Darüber hinaus entsandte sie ihre zahlreichen Doktoranden in alle möglichen Weltgegenden, wo sie Blutproben von Einwohnern einsammelten, um sie dann auf ethnische Besonderheiten des Stoffwechsels und deren prozentuale Verteilung in der jeweiligen Bevölkerung zu untersuchen. Damit wurde aber auch der Einblick in die Besonderheiten des Stoffwechsels eines jeden einzelnen Menschen gewonnen, die diesen mehr oder weniger empfindlich gegenüber Arzneien, Giften, Umwelteinflüssen, Nahrungsmitteln und Erkrankungen machen. Darauf beruht die heute in Entwicklung begriffene personalisierte Medizin. Es war Frau Geldmacher durchaus bewußt, daß solche Erkenntnisse auch zur Diskriminierung von Einzelnen oder Bevölkerungsgruppen führen können, die wegen solcher Überempfindlichkeiten für Berufe ausgeschlossen werden müssen, in denen Kontakt mit bestimmten Substanzen unumgänglich ist. Am Beispiel unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber Insektiziden (damals das berüchtigte E 605) wurde dies in der von Frau Geldmacher geleiteten toxikologischen Abteilung des Erlanger Instituts für Rechtsmedizin speziell untersucht.

Lange bevor das Wort “Vernetzung” gebräuchlich wurde, betrieb sie diese sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Basis. So war sie Vorsitzende der Senatskommission für klinisch-toxikologische Analytik der Deutschen Forschungsgemeinschft (DFG) und Leiterin der Arbeitsgruppe Analytik des Projekts INTOX, einer Datenbank der Weltgesundheitsorganisation für gesichertes Wissen über Gifte und Umweltgefahren. Für ihr nicht nur wissenschaftliches, sondern auch umwelt- und gesellschaftspolitisches Engagement wurde die kämpferische Mutter von fünf Kindern mit dem Ehrenbrief der Stadt Erlangen, der Jean-Servais-Stas-Medaille der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie und dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Als völlig selbstverständlich praktizierte sie klaglos die Vereinbarkeit von Familie mit einem erfolgreichen wissenschaftlichen Beruf. Ihren Ruhestand (seit 1985) verbrachte sie in Erlangen, wo sie am 23. Dezember 2016 verstorben ist.

Prof. em. Dr. Hans-Bernhard Wuermeling, Erlangen

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