DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR RECHTSMEDIZIN

Institut für Rechtsmedizin Hannover

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Direktor: Prof. Dr. Michael Klintschar

Aktuelles aus dem Institut Hannover

Nachruf auf Herrn Prof. Dr. med. Hans Dieter Tröger

 

Am 15.10.2016 verstarb Prof. Dr. med. Hans Dieter Tröger im Alter von 75 Jahren in seiner Wahlheimat Hannover. Unter Anteilnahme von Mitarbeitern seines einstiges Instituts, der Fachgesellschaft und der Fakultät wurde er am Freitag den 28.10.2016 in seiner Heimatstadt Bamberg beigesetzt.


Professor Tröger wurde im Jahr 1941 in Bamberg geboren. Nach Erlangung des Abiturs folgte das Studium der Medizin an den Fakultäten München und Erlangen-Nürnberg, welches mit dem Staatsexamen im Juni 1968 erfolgreich abgeschlossen wurde. Bereits ab 1966 war Tröger als Doktorand am Institut für Gerichtliche- und Versicherungsmedizin der Ludwig Maximilians Universität bei Prof. Dr. Wolfgang Laves tätig. Die Promotion wurde im April 1971 mit der Dissertation über die „Menschliche Isoimmunpräzipitation. Untersuchungen über Serumgruppen und erblichen Polymorphismus im Lipoproteinbereich“ verteidigt. Die anschließende Medizinalassistentenzeit absolvierte er in verschiedenen klinischen Abteilungen am Kreiskrankenhaus Bamberg. Tröger, der nach eigenen Angaben in seinen studentischen Zeiten nie eine Vorlesung über Rechtsmedizin gehört hatte, wollte eigentlich Internist oder Gynäkologe werden. Erst über seinen Doktorvater habe er zunehmendes Interesse an dem Fachgebiet der Rechtsmedizin entwickelt, einen Schritt, den er „nie bereut“ habe. So trat er seinen Dienst als Assistent am Institut für Rechtsmedizin der LMU München beim Schüler Laves´, Prof. Dr. Wolfgang Spann an, welcher seinerseits seit 1969 das Ordinariat innehatte. Zwischenzeitlich leistete Tröger seinen Wehrdienst als Stabsarzt ab und erlangte im Januar 1979 die Facharztqualifikation für Rechtsmedizin. Bereits zwei Jahre zuvor wurde Tröger die Venia legendi zuerkannt und er wurde mit der Habilitationsschrift „Untersuchungen über die Nachweisbarkeit des Y-Chromatins in der spätpostmortalen Phase“ im Mai 1977 zum Privatdozenten ernannt. Diesem wissenschaftlichen Karriereschritt anschließend, erfolgte die Ernennung zum C2-Professor in München. Im Jahr 1983 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl des Faches an die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) als Nachfolger des nach Bern gewechselten Prof. Dr. Dr. Peter Zink. Bereits vier Jahre später wurde er für eine fünfjährige Amtsperiode zum Dekan der klinisch-theoretischen Fachgebiete, sowie ab dem Jahr 1992 für eine zweijährige Amtszeit zum Prorektor für Studium und Lehre der MHH gewählt.


Unter der Leitung von Prof. Tröger habilitierten sich fünf Mitarbeiter, von denen zwei auf Lehrstühle (Mainz und Leipzig) berufen wurden. Sein Schriftenverzeichnis weist mehr als 150 Publikationen auf, wobei die letzte Arbeit noch im Juni 2016 im Eur J Med Genet veröffentlicht wurde. Dieses Journal weist gleichsam auf eine seiner „nebenberuflichen“ Schwerpunktinteressen hin. Prof. Tröger war seit 1994 Mitglied der Ethikkommission der MHH und bekleidete das Amt des Vorsitzenden seit dem Jahr 1997.


Unter seiner Ägide konnte ein stetiger Zuwachs der gerichtlichen Sektionszahlen von anfänglich 98 Untersuchungen im Jahr 1983 bis über 1000 Fälle pro Jahr zum Zeitpunkt der Übergabe seiner Amtsgeschäfte verzeichnet werden. Dieses beruhte u.a. darauf, dass durch sein Engagement und seine Durchsetzungskraft erreicht werden konnte, dass eine Außenstelle im niedersächsischen Oldenburg gegründet werden konnte, welche bis zum heutigen Tag den westlichen Teil Niedersachsens fachlich abdeckt. Seit Beginn der Tätigkeit in Hannover wurden zudem spezielle Abteilungen (z.B. die Molekularbiologie) innerhalb des Instituts gegründet, ausgebaut und etabliert. Zudem wurden regelmäßig Kooperationen mit klinischen Fächern für interdisziplinäre Studien angestrebt und die Wurzeln der Gewaltambulanzen und der Kinderschutzambulanz der MHH gesetzt. Neben der Ausrichtung des 77. Jahreskongresses der DGRM im Jahr 1998 fand bereits im Jahr 1991 das Treffen des „Arbeitskreises Norddeutscher Rechtsmediziner“ im hannoverschen Institut statt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war dieses das erste Treffen mit selbstverständlicher Einbindung der Kollegen/-innen aus der ehemaligen DDR ohne „Gästestatus“, von deren Institute mehr als 20% der eingereichten Vorträge gehalten wurden. Zudem wurde unter Leitung Prof. Trögers zweimal der Spurenworkshop der Gesellschaft ausgerichtet. Für seine fachlichen Verdienste wurde Prof. Tröger im Jahr 1990 mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Neben der Verleihung der Ehrennadel „Alma Mater Lipsiensis“ der Universität Leipzig, wurden ihm die „Purkinje-Medaille“ der Böhmischen Medizinischen Gesellschaft, sowie die „Richard-Kockel-Medaille“ der Gesellschaft für Gerichtliche Medizin der DDR verliehen. Auch außerhalb des beruflichen Alltags war Prof. Tröger fachlich aktiv. So führte er regelmäßig Fortbildungen für die Ärztekammer Niedersachsen (Verkehrsmedizin), den DRK-Landesverband und den B.A.D.S durch. Für sein großes fachliches Engagement wurde Prof. Tröger neben der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft (2011) im Dezember 2014 das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch Herrn Bundespräsident Joachim Gauck verliehen.
Im März 2013 erfolgte die offizielle Verabschiedung Prof. Trögers aus der Fakultät unter Einschluss einer Abschiedsvorlesung vor zahlreichen aktuellen und bereits im Ruhestand stehenden Repräsentanten des Faches und der Justiz. Damals erschien es ungewöhnlich, dass Tröger zu seiner Abschiedsveranstaltung erst zwei Jahre nach seinem Ruhestand aus der Rechtsmedizin  einlud.  Er machte in seiner von vielen geschätzten offenen und sachlichen Art kein Geheimnis daraus, dass der zeitliche Aufschub seiner schweren Erkrankung geschuldet war, welche auch nach dem Jahr 2013 bis eben zum Oktober 2016 sein leidiger Begleiter war. Prof. Tröger war noch bis wenige Wochen vor seinem Tod regelmäßig als Vorsitzender der Ethikkommission der MHH mit dem Tagesgeschäft betraut, eine Aufgabe die er mit großem Sachverstand in seinem Ihm bekannt sachlichen Stil weiterführte und die sicher auch positiv dazu beitrug, die tägliche Last seiner Erkrankung zu schultern.


Mit Prof. Tröger hat uns, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des hannoverschen Instituts, als auch der Fachgesellschaft und der Justiz eine Persönlichkeit verlassen, welche stets darauf bedacht war fachliche Untersuchungsergebnisse kurz, prägnant, verständlich und zeitnah den Auftraggebern zu übermitteln. Dieses jedoch immer mit Bedacht darauf, die Anforderungen der jeweiligen Situation und die Ressourcen des Instituts im Überblick zu behalten. Prof. Tröger, der als Emeritus noch bis kurz vor seinem Tod regelmäßig hoch geschätzter „Gast“ im Institut war, wird uns allen sehr fehlen. Er war nicht nur fachliches Vorbild, sondern eine Persönlichkeit, die sich immer dem Wohl des Instituts verpflichtet sah. Der Name Tröger (und „seines“ geleiteten Instituts) wird auch nachhaltig außerhalb der Grenzen von Niedersachsen und Deutschlands in Erinnerung bleiben, wenn man alleine auf das ICE-Unglück von Eschede im Jahre 1998 zu sprechen kommt. Ganz nach dem Titel seiner Abschiedsvorlesung vom März 2013 müssen wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin der MHH und sein Nachfolger, nun mit dankbarer Erinnerung feststellen – „Das war´s“.

Autoren: K Albrecht, AS Debertin, A Fieguth, D Günther, T Rothämel, J Teske und M Klintschar im Namen aller Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin der MHH

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